Abgeschlossene Forschungsprojekte

100 Jahre Amtsgericht am Mathildenplatz

Ausstellungsprojekt SS 2005

Fürstliche Treppenanlagen erinnern an repräsentative Barockschlösser und Namen wie Balthasar Neumann, aber kaum jemand verbindet damit das Darmstädter Amtsgericht und den Architekten Karl Hofmann , der von 1897 bis 1927 an der TH Darmstadt lehrte. Ein hundertjähriges Jubiläum kann das nach dem Entwurf des Darmstädter Architekturprofessors gebaute Justizgebäude mit seinem repräsentativen Treppenaufgang in diesem Jahr feiern: Es wurde 1905 fertig gestellt. Die so genannte „Seufzerbrücke“ über die Frankfurter Straße verbindet den Neubau des Amtgerichts mit dem 1872 bis 1874 erbauten Landgericht.

Es ist die Zeit, in der Großherzog Ernst Ludwig seine Künstler auf der Mathildenhöhe versammelte, kurz nachdem Karl Hofmann 1897 einen Bebauungsplan für dieses Areal entworfen hatte. Es ist auch die Zeit, in der die Darmstädter Architekturprofessoren aktiver als zu jedem anderen Zeitpunkt das Stadtbild mitgestalteten. Nicht feindselig, aber doch kritisch distanziert beobachteten sie das Geschehen auf der Mathildenhöhe, zumal ihre Auffassung zu bauen im Gegenteil zu den Jugendstil-Vertretern eher traditionalistisch zu nennen war. Trotz dieser Distanz ist in den heute noch erhaltenen Bauten die gegenseitige Beeinflussung zu spüren, die alle beteiligten Architekten damals sicherlich weit von sich gewiesen hätten.

Karl Hofmann hinterließ Darmstadt nicht nur das Amtsgericht, sondern auch das Dienstgebäude im Botanischen Garten, das Forstamt in der Ohlystraße und eines der Arbeiterhäuser in der Erbacher Straße. Letzteres wurde zunächst bei der „Landesausstellung 1908“ auf der Mathildenhöhe gezeigt und dann abgebrochen, bevor es seinen endgültigen Platz neben den Häusern von Mahr & Markwort, Georg Metzendorf und Arthur Wienkoop fand. Als einer der ersten baute Hofmann sein eigenes, heute nicht mehr erhaltenes Wohnhaus im neuen, von seinem Hochschulkollegen und Freund Friedrich Pützer 1901 entworfenen Stadterweiterungsgebiet Paulusviertel, von den Darmstädtern wegen der dort ansässigen Professoren und Beamten auch „Tintenviertel“ genannt.

Hofmanns Bautätigkeit geht jedoch über Darmstadt hinaus. Insbesondere in Worms hat er seine Spuren hinterlassen, nicht zuletzt mit seiner umstrittenen Sanierung des Wormser Doms. Das „Centralblatt der Bauverwaltung“ würdigt 1900 Hofmanns Verdienste um die Reform des Städtebauwesens in Hessen. Daher ist es mehr als überraschend, dass Hofmann das bis dahin nicht gelehrte Fach „Städtebau“ dem jüngeren Friedrich Pützer überlässt. Vermutlich hielt er den aus der Schule Karl Henricis stammenden Architekten als den geeigneteren und überließ ihm in seiner bekannten Bescheidenheit das Fach und damit auch die in Darmstadt verbundenen Planungsaufgaben.

Mehr zum Thema Karl Hofmann ist bis Ende Oktober im Foyer des Amtsgerichts am Mathildenplatz zu erfahren. Kerstin Fuhry, Corinna Humpohl, Jens Mielke, Ellen Musil und Christoph Winterling, Studierende des Fachbereichs Architektur, erarbeiteten im Projekt „Spurensuche – Darmstädter Architekturprofessoren“ eine interaktive Präsentation zu Leben und Werk von Hofmann. Das Hochschularchiv präsentiert gemeinsam mit dem Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur (GTA) zu diesem Anlass eine von Brigitte Kuntzsch wissenschaftlich begleitete studentische Gruppenarbeit aus dem Forschungschwerpunkt „Architekten- und Baumeisterbiografien“.

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